Alte Herren holt in Seelze den 1. Auswärtspunkt

Anpfiff 19 Uhr in Seelze ist nicht der bevorzugte Spieltermin einer Alten Herren! Es ist schlicht zu spät, um anschließend gemeinsam Pizza zu essen oder gar noch das eine oder andere Kaltgetränk gemeinsam (die Autofahrt macht es wirklich unattraktiv, zu viele Fahrer) zum Ausgleich des Elektrolythaushalts zu sich zu nehmen. Zu dem gab es im Vorfeld kurz ein Techtelmechtel rund um den Austragungstermin: die Seelzer haben wegen einer ungünstig terminierten Weihnachtsfeier Sonntag um 20 Uhr Anpfiff vorgeschlagen. „Nicht wirklich eine Verbesserung“ werden geneigte Lesende feststellen, oder? 

Auch die Tabellenkonstellation bringt den gemeinen Alt-Herren Spieler ins Grübeln: gewinnen und so in der Hauptrunde mit den stärkeren Teams in der anderen Staffel die Rückrunde bestreiten oder verlieren und dann gegen die schwächeren Teams aus der anderen Staffel glänzen? Ruhm oder Ehre? Sein oder nicht Sein? Sich dem „leichten, schnellen, verführerischen“ Ruhm hingeben und die Punkte hergeben oder doch dem Wettkampf seinen Tribut zollen und alles in die Waagschale werfen und dem Herzen folgen? „Schwierig diese Frage ist“ würde Yoda feststellen!

Zudem sind die Vorzeichen nach 2 gewonnen Heimspielen denkbar ungünstig:
– zuletzt sinkende Trainingsbeteiligung durch Krankheit, Verletzung und gesellschaftliche Verpflichtungen.
– Absagen im Rückraum.
– die hauptamtlichen Mannschaftsbetreuer und Trainer sind verhindert, M.U. muß als Praktikant der Reserve als Spielertrainer (in Fachkreisen „Ersatzcheffe“) tätig werden. Und es gab mit M. als Spielertrainer noch NIE Pluspunkte für die Alten Herren der HSG!
– der amtierende Alt-Herren König und Chef-Chronist T.B. hat die medizinische Anordnung des Medizin-Influenzers G.M. nicht befolgt („Letzte Versuch Slivovitz“) und kämpft den Kampf des Verzweifelten gegen den Männerschnuppen. Folgerichtig ist eine Last-Minute Spielabsage von T.B. die Konsequenz und der Kader wird weiter ausgedünnt. M.U. springt als Ersatzchronist ein, wie bereits T.P. im Spiel zuvor.
– ein Rückraum Spieler kämpft noch mit den Folgen einer exzessiven Weihnachtsfeier vom Vorabend.
– Rund um die Sporthalle in Seelze findet ein Weihnachtsmarkt statt, Parkplätze werden rar sein und der Eingang schwer zu finden.
– S.B. hat vorab noch einen Schiri-Termin (was noch ein Segen sein wird) und wird erst kurz vor Spielbeginn das Team vervollständigen.

Ungeachtet der apokalyptischen Omen macht sich eine wackere Schar Alt-Herren Spieler in der tückischen, nassen und kalten Dunkelheit auf individuellen Pfaden nach Seelze auf, um sich tapfer dem Schicksal der Hinrunde zu stellen. Während der „Ersatzcheffe“ sinnierend im Radio dem unumgänglichen Chris Rea und „Driving Home for Christmas“ lauscht, bringt der Live-Ticker famose Nachrichten von der Handball Damen-WM: Spanien zerschellt quasi am Abwehrbollwerk der Damen! Warum dies nicht als Inspiration für die Aufstellung nutzen und die heroischen Mannen nach Abwehrprioritäten aufstellen? Soll ja angeblich Meisterschaften gewinnen … Vor der Verkündung der Aufstellung ist dieses mal das Finden des Eingangs zur Sporthalle tatsächlich eine individuelle Herausforderung (siehe die Eingangs benannte Parkplatz-Not & individuelle Anreise), so das zumindest Teile des Teams nicht wirklich rechtzeitig zum Aufwärmen eintrudeln. Leider auch der Ersatzcheffe mit der Spielerliste. Schlussendlich ist er noch vor dem sehr guten Schiri D.O. aus Burgdorf da, so das wir den Mantel der Verschwiegenheit darüber ausbreiten können. M.G. ist erst Minuten vor Anpfiff im Spielraum (natürlich nicht umgezogen) zu sehen, allerdings mit erleichterten Lächeln, endlich den Eingang gefunden zu haben.

Das Spiel
Das erste Tor des Spiels gehört Seelze, nachdem wir bereits 2x aussichtsreich gescheitert sind. Den Ausgleich zum 1:1 macht S.L. mit der Spielnummer 28, der zu diesem Zeitpunkt schlicht sowohl beim Erfassen und im Spielbogen vergessen wurde. Der Treffer gebührt S.L., obwohl G.M. zugerechnet. Nach Absprache mit dem Kampfgericht wird S.L. mit der 28 beim 1. Time-Out nach erfasst.
Nach diesem kleinen Faux-pas enteilte die tapfere HSG Riege dem Team aus Seelze schnell auf 1:4, J.R. hält alles was auf’s Tor kommt und irgendwie haltbar erscheint. M.S. hat Halbrechts sehr gut im Griff und R.K., S.L. & T.M. halten auf den Außenbahnen die Gegner auf Trab.
Trotz des starken Starts endet die Halbzeit nur mit 8:8. Starke Abwehr, aber im Angriff lassen wir einiges unerledigt liegen. Von verworfenem 7-Meter bis „strategische Vermessung“ der Torpfosten und aufwärmen des gegnerischen Torwarts bei Durchbruch ist alles dabei: das runde Ding will nicht mehr ins Eckige! In der Pause folgt eine nüchterne Analyse, das die Abwehr stark und konsequent zupackt (8 Gegentore), nur im Angriff muss konsequenter abgeschlossen und ausgespielt werden. Die Chancen sind da, nur das alt-bekannte Alt-Herren Leiden der mangelnden Chancenverwertung ist wieder präsent.

Die 2. Halbzeit beginnt mit einem Schlagabtausch auf Augenhöhe beider Teams, bis zu 36. Minute kann niemand sich absetzen und F.P. erzielt sein erstes Tor für die Alte Herren zum 11:10 Anschlusstreffer. Danach scheint das Tor für uns wie „vernagelt“: nix will wieder ins Eckige passen und Seelze baut die Führung auf 15:11 aus. Die Auszeit in der 46. Minute bringt den gewünschten „Hallo Wach“ Effekt und A.S. kann trotz seines „kritischen Zustands“ 2 schnelle Dinger netzen. N.R. und S.B. steuern ebenfalls schnelle Tore bei und G.M. hat in der 57. Minute mit 7-Meter die Chance zum 17:16 Anschlusstreffer. Die Wetten laufen auf Heber oder Tunneln. Tunneln gewinnt, es fehlt noch ein Tor zum Ausgleich.

Bei 59:16 verzeichnet das Spielprotokoll einen souveränen Rückraumtreffer von S.B. zum 17:17. Noch 44 Sekunden zu spielen, der Gegner ist sichtlich irritiert über den plötzlich aufkeimenden Kampfeswillen und nimmt in letzter Verzweiflung seine Auszeit 15 Sekunden vor Schluss. Das jetzt in der Abwehr „Beton angerührt“ werden muss, bedarf keiner Erläuterung. Die Blicke sind entschlossen und eine lange vermisste Präsenz in der Macht ist zu spüren:
Der Wille für „dieser Punkt bleibt unser“ ist da!

Es bleibt beim leistungsgerechten 17:17; der erste Auswärtspunkt der Saison wäre dann mal geschafft! Keine Verletzten und Klagen von beiden Seiten sind zu hören. Schiri ist auch mit uns zufrieden, wie wir mit ihm.

Das Nachspiel:
Der Fluch des M.U. ist gebrochen, sind doch Punkte mit ihm als Ersatzcheffe möglich!
Leider hat Seelze die „Gästekiste“ versäumt und es gab keinen stellvertretenden Auswärtsspiel Bierwart (doch, den gibt es! Anm. der Redaktion) So hat sich das verdiente Schirigeld doch noch ausgezahlt und S.B. hat die erste Runde in der Halle bestellt.

Die Playlist im Radio wiederholt sich auf dem Rückweg und Chris hat wieder seinen Auftritt: „.. get my feet on holy ground“. Im Sinne dieser Textzeilen entstehen die ersten Abschnitte für diesen Bericht, geschrieben vom Azubi-Chronisten der Reserve.
Wie sehen uns spätestens beim Abhandballern!